Die wahren Kosten von Fast Fashion

Fast-Fashion Ketten bieten die neuste Mode zu den billigsten Preisen. Doch leider sind die wahren Kosten von Fast Fashion den meisten Konsument:innen kaum bewusst.

In Deutschland kaufen die meisten Menschen durchschnittlich 60 Kleidungsstücke pro Jahr, tragen sie aber nur noch halb so lange wie noch vor 15 Jahren. Begleitet wird dieser Trend durch ein ständig wechselndes Sortiment und Kollektionen von Modeketten, um den Konsum noch weiter anzukurbeln: daher auch Fast Fashion. Durch Fast Fashion ist der Konsum an Kleidungsstücken also enorm angestiegen, die Klamotten werden aber genauso schnell wieder entsorgt. Der daraus resultierende rasante Anstieg der Produktion bewirkt zahlreiche soziale und ökologische Probleme.

Wir haben uns die Reise von Fast Fashion Kleidung genauer angeschaut und wollen dir die fatalen Folgen der Industrie heute offenbaren. Abschließend wollen wir dir noch einige Tipps an die Hand geben, wie du deinen Umgang mit Kleidung nachhaltiger gestalten kannst.

Umweltverschmutzung

In der Textilproduktion werden mehr als 70 gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien eingesetzt. In Deutschland sind die meisten dieser Stoffe und Chemikalien, die in der Produktion eingesetzt werden, verboten. Doch in den Ländern des globalen Südens, in denen die Kleidung produziert wird, ist der Einsatz dieser Stoffe zwar genauso schädlich, aber nicht gesetzlich geregelt. Die Chemikalien fließen ungefiltert in die Flüsse, verschmutzen die Umwelt und die Gewässer und gefährden die Gesundheit der lokalen Bevölkerung. Auch auf den Baumwollplantagen werden Düngemittel und Pestizide eingesetzt, die ins Grundwasser gelangen. Daraus resultiert, dass 20% der weltweiten Wasserverschmutzung auf die Modebranche zurückzuführen ist. Ein großer Teil der Verschmutzung der Ozeane ist auch auf die synthetischen Stoffe von Textilien zurückzuführen, da beim Waschen der Kleidung Mikroplastik freigesetzt wird. Allein in Deutschland gelangen dadurch zwischen 80 und 400 Millionen Tonnen Mikroplastik jährlich in die Gewässer. Da Mikroplastik nicht biologisch abbaubar ist, hat es fatale Auswirkungen auf Ökosysteme, den Klimawandel und die Gesundheit von Tieren und Menschen.

Ressourcenverbrauch

Der hohe Wasserverbrauch bei der Herstellung von Textilien ist ebenfalls problematisch. Für die Herstellung eines Kilogramms Baumwolle werden etwa 200 Badewannen voll Wasser benötigt. Wird Kleidung nicht aus Baumwolle hergestellt, werden oftmals künstliche Fasern wie beispielsweise Polyester verwendet. Diese synthetischen Fasern basieren auf Erdöl, was ebenfalls sehr ressourcenintensiv ist und dazu noch circa drei Mal so viel CO2 emittiert wie Baumwolle. So werden bei der Herstellung von Polyester jährlich etwa 98 Millionen Tonnen Erdöl benötigt, was 1% des weltweit geförderten Erdöls entspricht.

Der hohe Ressourcen- und Wasserverbrauch, oder fossile Brennstoffe, die für die Produktion benötigt werden, verstärken die negativen Auswirkungen des Klimawandels und zerstören die lokalen Ökosysteme.

Entsorgung

Vor allem in wohlhabenden Gegenden werden Kleidungsstücke oft weggeworfen, bevor sie abgenutzt sind. Jedes Jahr landen etwa 40 Millionen Tonnen Textilien auf der Mülldeponie oder werden verbrannt, was wiederum CO2 Emissionen erzeugt. Allein in Deutschland sind es 1,1 Millionen Tonnen Textilien, die jährlich weggeschmissen werden.

Denn der hohe Anteil an Kunststofffasern und die mangelnde Qualität von Fast Fashion erschwert das Textilrecycling. Das sogenannte Faser-zu-Faser-Recycling ist durch die künstliche Zusammenstellung der Kleidung nicht möglich. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und Wiederverwertung haben in der Fast Fashion Industrie also keinen Platz. Die Kleidung besitzt daher nur eine kurze Lebensdauer, bevor sie zu Abfall wird.

Klimawandel

Fast Fashion und ihre Lieferkette ist nach der Lebensmittel- und der Bauindustrie die drittgrößte klimaschädliche Industrie. Sie verursacht 10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen und setzt jährlich 1,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid frei. Die Fast Fashion Industrie generiert somit mehr Emissionen als der internationale Flug- und Schiffverkehr zusammen.

Denn die Klamotten haben schon einen weiten Weg hinter sich, bevor sie in den Laden kommen. Angetrieben von den niedrigsten Herstellungskosten werden die Arbeitsschritte über die ganze Welt verteilt. Oft haben solche Kleidungsstücke daher mehr als 50.000 km Weg hinter sich, bevor sie in den Läden der westlichen Länder zum Kauf angeboten werden. Durch die langen Transportwege werden immense CO2-Emissionen erzeugt. Vor allem der Online-Handel hat ebenfalls einen großen CO2-Fußabdruck. 50 Prozent der online bestellten Klamotten, werden wieder als Retouren zurückgeschickt, wobei CO2-Emissionen durch unnötige Transportwege entstehen. Häufig werden die retournierten Klamotten in der Fast Fashion Branche nicht wieder in den Verkauf aufgenommen, sondern werden direkt, ohne jemals benutzt zu werden, entsorgt.

Arbeitsbedingungen

Nicht zuletzt müssen wir auch auf die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Fast Fashion Industrie hinweisen. Um Fast Fashion möglichst billig zu gestalten, wird die Produktion der Kleidung in den globalen Süden verlagert, wo die Arbeiter:innen kaum entlohnt werden. Nur zwei Prozent der 75 Millionen Arbeiter:innen in der Fast Fashion Industrie erzielen ein existenzsicherndes Einkommen. Zudem sind die Arbeitsbedingungen in Fast Fashion Produktionsstätten katastrophal. Fast Fashion ist geprägt von der Ausbeutung der ärmsten, unbezahlten Überstunden und die Sicherheit und Gesundheit der Arbeiter:innen spielen hier auch keine Rolle, was spätestens durch den Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch 2017 öffentlich bekannt wurde.

Abgesehen von den miserablen Arbeitsbedingungen, die man durch den Kauf von Fast Fashion unterstützt, trägt man als Konsument:in von Fast Fashion also auch maßgeblich zum Klimawandel und der Umweltverschmutzung bei. Daher haben wir nun 5 Tipps für dich, wie du deinen Umgang mit Kleidung nachhaltiger gestalten kannst.

5 Wege, um deinen Kleiderschrank nachhaltiger zu gestalten

#1 Trage was du schon besitzt

Klingt einfach und ist es auch. Indem du auch trägst, was du bereits besitzt, leistest du bereits einen großen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Denn 40 Prozent der gekauften Kleidung in wohlhabenden Industrienationen wird nie oder nur selten getragen. Setze ein Zeichen und trage auch was du dir kaufst.

#2 Upcycle deine Kleidung

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten deine alten oder kaputten Kleidungsstücke durch Upcycling zu etwas komplett Neuem umzugestalten. Durch die Wiederverwertung deiner Kleidung sparst du Abfall und verbrauchst weniger Ressourcen als für die Neuproduktion. Jede Tonne Kleidung, die recycelt oder upgecyclet wird spart 20 Tonnen CO2 ein. Du kannst bei der Wiederverwertung deiner Kleidung entweder selbst zur Nähmaschine greifen oder auf Upcycling-Designer zurückgreifen.  

#3 Kaufe Second-Hand Kleidung

Kleidung muss nicht ständig neu sein. In Second-Hand Läden oder auf Flohmärkten kannst du ebenfalls deine Klamotten kaufen. Dies schont nicht nur die Umwelt, sondern auch deinen Geldbeutel.

#4 Pflege deine Kleidung

Durch eine gute Pflege kannst du die Lebensdauer deiner Klamotten verlängern. Wasche deine Kleidung zum Beispiel nur wenn nötig und dann mit kaltem Wasser, um sie zu schonen.

#5 Kaufe nachhaltige Marken und boykottiere Fast Fashion

Unterstütze mit deinem Kauf nachhaltige Marken und boykottiere Fast Fashion. Warum Fast Fashion eine Umweltsünde ist, haben wir dir ja bereits erklärt. Daher ist die einzig logische Konsequenz beim Neukauf von Klamotten die Fast Fashion Industrie nicht mit deinem Geld zu unterstützen und stattdessen bei nachhaltigen Marken einzukaufen. Meist besitzen nachhaltige Marken auch hochwertigere und damit langlebigere Materialien, was ebenfalls nachhaltiger ist.

Wenn wir die Lebensdauer unserer Kleidung verdoppeln können, können wir den Ressourcenbedarf bereits um die Hälfte reduzieren. Daher sollten wir unsere vorhandene Garderobe nutzen oder durch den Kauf gebrauchter Kleidungsstücke ergänzen. Eine gute Pflege, Reparaturen und Upcycling ist ebenfalls ein großer Schritt zu mehr Nachhaltigkeit.

Literaturverzeichnis

Earth Overshoot Day (2022). Giving clothing a longer life. https://www.overshootday.org/portfolio/giving-clothing-a-longer-life/

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt. Energie und Mobilität (2021). Müll vermeiden – gewusst wie. https://muellnichtrum.rlp.de/zahlen-und-fakten/