Die Auswirkungen unserer Ernährung auf den Klimawandel

Tierische Lebensmittel zu konsumieren ist in den meisten Gesellschaften etwas völlig Selbstverständliches. Doch abgesehen von ethischen und gesundheitlichen Debatten, sollte auch der Auswirkung unserer Ernährung auf den Klimawandel mehr Beachtung geschenkt werden.

Ernährung sei etwas Persönliches heißt es. Doch wusstest du, dass unsere Ernährungsweise maßgeblich beeinflusst, wie viel Regenwald abgeholzt wird, Treibhausgasemissionen ausgestoßen werden und in welchem Ausmaß unsere Umwelt zerstört wird? Unsere täglichen Mahlzeiten sind also keineswegs nur persönlich, sondern haben weitreichende Auswirkungen auf den Zustand unserer Erde und des Klimas. 


Facts & Figures

2018 wurden weltweit 320 Millionen Tonnen Fleisch konsumiert. In den Industrieländern ist der Fleischkonsum besonders hoch. So werden jährlich in Deutschland pro Person etwa 60 Kilogramm Fleisch konsumiert, während es in den USA und Australien im Durchschnitt pro Kopf schon 100 Kilogramm sind. Doch leider ist den meisten Menschen nicht bewusst, welche fatalen Auswirkungen ihr Fleischkonsum hat.  

Denn die Produktion von Fleisch- und Milchprodukten ist verantwortlich für 14% der globalen CO2-Emissionen, was so viel ausmacht, wie die Emissionen aller Autos, Lastwagen, Flüge und Schiffe zusammen. Die Emissionen der Viehwirtschaft werden durch den Futtermittelanbau, Fermentationsprozesse, sowie der Lieferkette verursacht und machen 58% der gesamten Treibhausgasemissionen des Nahrungsmittelsektors aus, obwohl tierische Produkte nur 18% der Kalorienversorgung der Weltbevölkerung decken. Rindfleisch verursacht hierbei die meisten Emissionen: rund 30,5 Kilogramm Treibhausgasemissionen werden bei der Produktion eines Kilogramms Rindfleisch ausgestoßen, während es bei einem Fleischersatz auf Soja-Basis nur 2,8 Kilogramm Emissionen sind. 

Zusätzlich haben tierische Produkte auch einen riesigen Wasserverbrauch. Der Wasserfußabdruck von Rindfleisch ist dabei führend: durchschnittlich werden 15.415 Liter Wasser für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch benötigt. Damit ist der Wasserverbrauch von Rindfleisch pro Kalorie zwanzigmal größer als der von Getreide pro Kalorie. Die Übernutzung von Wasserressourcen für die Viehzucht ist besonders problematisch in Ländern, die aufgrund von Dürren, Trockenheit und steigenden Temperaturen bereits mit Wasserknappheit zu kämpfen haben. 

Außerdem werden 83% der weltweiten Agrarflächen für die Produktion von tierischen Lebensmitteln verwendet. Für diese Agrarflächen werden großflächig Wälder gerodet.

Rindfleisch ist der Haupttreiber der Entwaldung. Auf 63% aller entwaldeten Flächen im Amazonas grasen Rinder. Auch für den Anbau von Futtermittel für Rinder wird der Regenwald großflächig gerodet. So wird für die Sojaproduktion aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Fleisch immer mehr Platz benötigt, weshalb im Amazonas zwischen 2006 und 2017 220.000 Hektar Wald verloren gingen. Insgesamt sind 75% der Entwaldung auf die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln, sowie die Futtermittelproduktion zurückzuführen. Auch die Artenvielfalt der Regenwälder leidet darunter. Etwa 70% der biologischen Vielfalt gehen dadurch verloren.  

In Europa stammen zwischen 70 und 80% aller Rindfleischimporte aus südamerikanischen Ländern, die den Amazonas als Produktionsstätte nutzen. Auch stammen große Mengen des Futtermittels, welches wir hier für die Viehwirtschaft benötigen, von abgeholzten Regenwaldflächen. 

Daher ist der Fleischkonsum in Europa unweigerlich mit der Unterstützung der Regenwaldabholzung verbunden, sowie dem Verlust der Biodiversität, dem Voranschreiten des Klimawandels und der Verletzung der Landrechte indigener Völker. 

Um den klimaschädlichen Praktiken der Fleischindustrie entgegenzuwirken, müssen daher sowohl auf politischer als auch auf individueller Ebene Maßnahmen ergriffen werden, um den Fleischkonsum rapide zu reduzieren. 

Rund 7,5 Millionen Deutsche ernähren sich bereits vegetarisch und 1,4 Millionen sind sogar vegan. Vor allem unter den jüngeren Generationen ist das Bewusstsein für eine klimafreundliche Ernährung besonders hoch. Zwei Drittel der jüngeren Generationen lehnen die Fleischindustrie aus Umweltgründen ab und ernähren sich daher im Durchschnitt doppelt so oft vegetarisch oder vegan wie der Durchschnitt der Bevölkerung.

Die CO2-Emissionen können durch eine vegane Ernährung um bis zu 70% und durch eine vegetarische Ernährung um 63% gesenkt werden. Würden wir gänzlich auf Fleisch- und Milch verzichten, könnten die landwirtschaftlichen Flächen, die momentan für die Produktion von tierischen Lebensmitteln verwendet werden, um bis zu 75% reduziert werden, was der Summe der Fläche von USA, China, Australien und der EU entspricht. Diese Flächen würden Raum für Renaturierung- und Klimaschutzmaßnahmen bieten, wie beispielsweise das großflächige Anpflanzen von Bäumen oder als Schutzgebiete für Artenvielfalt. Außerdem könnten die Menschen durch eine Ernährung ohne tierische Lebensmittel immer noch satt werden – wofür gerade mal ein Viertel der derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen ausreichen würden.


Fazit

Wie wir uns ernähren, beeinflusst maßgeblich, wie sehr der Klimawandel und die Zerstörung der Natur voranschreiten. Achten wir bei unserer Ernährung auf kurze Lieferketten, lokale Produktion und eine pflanzliche Ernährung können wir bereits sehr viel nachhaltiger konsumieren. Auch eine Förderung einer pflanzlichen und klimafreundlichen Ernährung seitens der Politik wäre hilfreich, um die Konsument:innen dabei zu unterstützen, Konsumentscheidungen zugunsten von Nachhaltigkeit zu treffen. Wünschenswert wäre neben der Besteuerung von tierischen Produkten, beispielsweise die Einführung eines Siegels, an dem Verbraucher:innen erkennen welche Lebensmittel am nachhaltigsten sind, um den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln transparenter zu gestalten. Denn sowohl individuell als auch strukturell muss der Fleischindustrie ein Riegel vorgeschoben werden, wenn wir den Klimawandel stoppen und die Natur bewahren wollen.


Literaturverzeichnis

Statista (2021). Ersatzprodukte weniger klimaschädlich als Fleischalternativen und nachhaltigen Lebensmitteln ein wichtiger Schritt für Fleisch. https://de.statista.com/infografik/24006/treibhausgas-emissionen-bei-der-produktion-von-fleisch-und-ersatzprodukten/ 

Statista (2021). Vegetarismus und Veganismus. https://de.statista.com/themen/2636/fleischverzicht/#dossierContents__outerWrapper 

Trvst (2022). Food waste Facts & Statistics. https://www.trvst.world/waste-recycling/food-waste/food-waste-facts-statistics/ 

Heinrich Böll Stiftung (2021). Fleischatlas. https://www.boell.de/sites/default/files/2021-01/Fleischatlas2021_0.pdf