CO2, Plastik, Überfischung – wie unsere Ozeane gefährdet sind

Ozeane sind nicht nur Klimaregulator und Kohlenstoffsenke und somit eine große Stütze im Kampf gegen den Klimawandel, sondern geraten auch zunehmend unter Druck durch die steigenden Emissionen, die Überfischung und Plastikverschmutzung.

Nur noch 13% der Ozeane gelten heutzutage als ökologisch intakte marine Wildnis. Die Bedrohungen für die Ozeane sind zahlreich und die Konsequenzen, wenn wir nicht handeln, fatal. Wir möchten euch daher einen kurzen Überblick über die vier größten Bedrohungen für die Ozeane geben.

#1 Versauerung

Die Ozeane absorbieren zwar große Mengen CO2, aber leider geschieht das nicht ohne Preis. Denn die Menge an Kohlendioxid, die von den Meeren aufgenommen wird, überschreitet die Menge, die die Meeresökosysteme verkraften können. Die chemische Reaktion von CO2 mit dem Meereswasser, sorgt dafür, dass der pH-Wert des Wassers sinkt und die Meere „versauern“, also weniger basisch werden. Diese Veränderung kann dazu führen, dass zahlreiche Meerestiere in ihrem Wachstum, ihrer Fortpflanzungsfähigkeit und sogar ihrer Überlebensfähigkeit gefährdet sind, was im schlimmsten Fall zu Massenaussterben führt. Vor allem für Korallenriffe und Plankton hat die Versauerung erhebliche Folgen. Durch das Absterben von Korallenriffen geht nicht nur der Lebensraum vieler maritimer Lebewesen, sondern auch ein wichtiges Glied der Nahrungskette verloren. Bereits eine Erwärmung der Ozeane um zwei Grad könnte dazu führen, dass fast alle Warmwasser-Korallen verschwinden.

#2 Erwärmung

Darüber hinaus haben sich die Meere in den vergangenen 60 Jahren 15-mal schneller erwärmt als bei natürlichen Schwankungen in den vergangenen 10.000 Jahren. Dieser Temperaturanstieg der Meere, bewirkt, dass die Sauerstoffkonzentration sinkt. Denn wenn sich die Oberflächenschichten immer weiter erhitzen, führt dies dazu, dass sich die Wasserschichten schlechter vermengen und sauerstoffarme Zonen entstehen.

Außerdem bewirkt der Temperaturanstieg der Meere auch, dass das erwärmte Wasser sich immer weiter ausdehnt, was zu einem Anstieg des Meeresspiegels führt. Bei einem Meeresspiegelanstieg sind zahlreiche Inseln und Küstengebiete von Überschwemmungen oder sogar ihrem Untergang bedroht. Auch Wetterextreme und Naturkatastrophen können durch die Erwärmung der Meere vermehrt auftreten, ganz zu schweigen von einer Veränderung der Meeresströmungen, die weitreichende Folgen auf das globale Klima haben. Sollte sich der Golfstrom verändern, würde beispielsweise das Klima in Europa von starken Veränderungen betroffen sein. Ein weiteres besorgniserregendes Szenario ist, irgendwann ihre Wärmespeicherkapazitäten erfüllt haben, was dazu führen könnte, dass sich das Verhältnis des Wärmeaustauschs zwischen Atmosphäre und Ozean verändert und sich die Atmosphäre bedeutend schneller erwärmt.  

#3 Plastikverschmutzung

Wie wir bereits in unserem Artikel zur Plastikverschmutzung erläutert haben, sind die 14 Millionen Tonnen Plastikmüll, die jährlich in die Ozeane freigesetzt werden, eine weitere große Bedrohung für Meerestiere und für das ökologische Gleichgewicht von marinen Ökosystemen. Die fatalen Konsequenzen von Plastik in den Ozeanen sind neben dem Tod von marinen Lebewesen, die Plastik verschlucken, auch die Freisetzung von Treibhausgasen. Denn Mikroplastik hemmt nicht nur das Wachstum von Blaualgen und Phytoplankton, die auf natürliche Weise CO2 binden, sondern gibt bei seiner Zersetzung die Treibhausgase Methan und Ethylen frei. Dadurch trägt Plastik im Meer auch zum Klimawandel und zur Erderwärmung bei. Die daraus resultierenden höheren Temperaturen verursachen wiederum ebenfalls die Versauerung der Meere und die Zerstörung von marinen Ökosystemen.

Dazu kommt noch, dass die sogenannten Geisternetze, alte Fischernetze, 20 bis 50 Prozent des Meeresplastik ausmachen und lebensbedrohlich für marine Lebenswesen sind, die sich darin verfangen. Die Geisternetze, die meist aus synthetischen Stoffen bestehen, brauchen 400 bis 600 Jahre, bis sie am Meeresgrund verrotten und setzen bei diesem Prozess riesige Mengen an Mikroplastik frei.

#4 Überfischung

Nicht zuletzt ist auch die Biodiversität der Ozeane durch die Menschen bedroht. Der globale Fischkonsum stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Nach Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO wurden im Jahr 2022 rund 164,2 Millionen Tonnen Fisch konsumiert. Durch die stetig ansteigende Nachfrage können sich die Fischbestände schlecht vom Fischfang erholen. Die Überfischung betraf 2017 rund 30% der Fischbestände und ganze 59% der Bestände sind bis an die Belastbarkeitsgrenze ausgeschöpft. Dabei sind kleine, nachhaltige Fischergemeinden, deren Lebensunterhalt und Versorgung oft vom lokalen Fischfang abhängt, nicht das Problem. Die Überfischung geht von groß angelegter industrieller Fischerei aus, die oft mit Grundschleppnetzen rücksichtslos Fischbestände auslöschen und marine Ökosysteme zerstören. Außerdem setzen sie dabei große Mengen an CO2 frei. Durch Grundschleppnetzfischerei werden ganze Meeresgebiete zerstört und in der Biomasse sowie in den Meeresböden gespeichertes CO2 gerät dadurch wieder ins Wasser zurück.

Maßnahmen

Um die Ozeane vor diesen Gefahren zu schützen, müssen an mehreren Fronten dringend Maßnahmen ergriffen werden. Der wichtigste Schritt ist natürlich, dass wir aufhören, den Klimawandel durch den Ausstoß von CO2e-Emissionen voranzutreiben, die Plastikverschmutzung endlich in den Griff bekommen und strenge Maßnahmen gegen die Überfischung getroffen werden.

Doch es müssen auch Maßnahmen ergriffen werden, um die schon vorhandenen Schäden bestmöglich zu behandeln. So können die Auswirkungen des Klimawandels durch die Bewahrung und Wiederherstellung von CO2-speichernden Pflanzen wie Seegras, Phytoplankton und Mangroven reduziert werden. Bei der UN Ocean Conference im Juni 2022 wurden zahlreiche Strategien wie beispielsweise die Errichtung von geschützten Ozeangebieten umgesetzt, um die Biodiversität und Ökosysteme der Ozeane zu bewahren. Das Ziel ist, dass 30% der Ozeane bis 2030 geschützt sind, damit sich Fischbestände regenerieren und die Ökosysteme erholen können.

Aber auch als Individuum kannst du beispielsweise durch den Verzicht auf Fisch, die Vermeidung von Plastik oder die Teilnahme an Müllsammelaktionen an Stränden zum Schutz der Ozeane beitragen.

Literaturverzeichnis

Statista (2022). Fischkonsum weltweit bis 2022. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/292994/umfrage/fischkonsum-weltweit-nach-regionen/

Statista (2011). Geschätzte Artenvielfalt in den Ozeanen. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1192093/umfrage/geschaetzte-artenvielfalt-in-den-ozeanen/

Statista (2022). Anteil der stabilen Fischbestände weltweit bis 2017. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1191794/umfrage/ueberfischung-anteil-der-stabilen-fischbestaende/

Statista (2022). Verteilung der Wärme, die durch den menschlichen CO2-Ausstoß entsteht. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1194530/umfrage/treibhauseffekt-verteilung-der-waerme-auf-der-erde/

GEF (2022). Business unusual: How „fish carbon” stabilizes our climate. https://www.thegef.org/newsroom/news/business-unusual-how-fish-carbon-stabilizes-our-climate

WWF (2018). Geisternetze – tödliche Gefahr. https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/geisternetze

WEF (2020). The oceans are absorbing more carbon than previously thought. https://www.weforum.org/agenda/2020/10/oceans-absorb-carbon-seas-climate-change-environment-water-co2/

Bayrischer Rundfunk (2021). Ozeane werden warm und sauer. https://www.br.de/klimawandel/ozeane-weltmeere-erwaermung-co2-klimawandel-100.html

Spiegel (2013). Ozeane haben Wärmespeicherung stark beschleunigt. https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-ozeane-haben-waermespeicherung-stark-beschleunigt-a-931264.html